MARKT- UND FÄHRBOOTE - TRADITION UND ERLEBNIS – EIN IDENTITÄTSSTIFTENDES ERKENNUNGSZEICHEN DER STADT AM WASSER

Was wäre, wenn - wie in früheren Zeiten - am Reussufer an der Egg wieder die typischen Flachboote vertäut würden und daran erinnern, dass die Bedeutung der Stadt Luzern eng mit See und Fluss verbunden ist? Wenn an bestimmten Markttagen Blumen, Früchte, Gemüse und andere bäuerliche Produkte direkt ab Boot verkauft würden? Und wenn während der Sommerzeit erfahrene Pontoniere die mit Besuchern beladenen Weidlinge oder Fährboote zu Ausfahrten ins Luzerner Seebecken lenken? Schiffe (Weidlinge, Sassen, Nauen, Ledi- und Segischiffe) prägten über Jahrhunderte das Bild der Stadt am Wasser, wie dies aus alten Stichen und Chroniken hervorgeht. Mit dem Aufleben der Tradition des „Wasserfahrens“ bekäme Luzern nebst den in nächster Nähe vorhandenen Sehenswürdigkeiten wie Kapell- und Spreuerbrücke, Wasserturm, Nadelwehr, Rathaus, Markt unter den Arkaden ein weiteres identitätsstiftendes Erkennungszeichen. Die belebende Prägung der Stadt durch südliche Einflüsse würde somit noch deutlicher werden und der Anspruch, dass Luzern zur „italienischsten“ Stadt nördlich der Alpen gehört, würde gestärkt.
Weitere Informationen auf Anfrage (Studie "Markt- und Fährboote")
Luzerns Aufstieg als Markt- und Umschlagplatz begann im 12. Jahrhundert. Hatte der Markt in Luzern zunächst lokalen Charakter, änderte sich dies anfangs des 13. Jahrhunderts mit der Überwindung der Schöllenen, was den Verkehr mit Italien über Alpen und Vierwaldstättersee rasch ansteigen liess. Am nördlichen Ende des Sees kontrollierte Luzern den Übergang zum Land- und Flussverkehr. Dort wurden die Güter, die von Süden kamen, von den Nauen auf Fuhrwerke oder auf die Kähne der Niederwässerer umgeladen, die sie flussabwärts bis nach Basel brachten. Dieser Umschlag erfolgte bis 1545 bei den Arkaden am „Platz“ etwa dort, wo sich heute der Jesuiten-Vorplatz befindet; dann wurde er auf die rechte Reuss-Seite verlegt, wo die Stadt auf dem Kapellplatz die Sust als Lagerhaus für alle Transitgüter einrichtete. Luzern war vom 13. Jahrhundert bis 1882 (…) ein wichtiger Handelsplatz im Nord-Süd-Verkehr. Es entstanden Märkte und Messen, und auch die wichtigsten Zölle wurden hier erhoben. (siehe Rosenkranz, Paul (2001): Einleitung, in: Stadelmann, Jürg et al. (Hg.): Stadtführer Luzern, Zürich: Werd Verlag.)
Die colorierte Ansichtskarte des Marktes um 1910 in Luzern zeigt die zahlreichen Weidlinge, Sassen und im Hintergrund grössere Nauen, vertäut an der Uferpromenade unter der Egg. Handkarren sind am Schrägbord zur Reuss abgestellt. Die Aufschüttung des Ufers erfolgte Mitte des 19. Jahrhunderts; vorher herrschte hier eine geradezu venezianische Atmosphäre, konnten doch alle Häuser entlang der Reuss mit Booten erreicht werden. Die im Bild gezeigte lebhafte Markt-Szene auf dem schmalen Uferstreifen unterscheidet sich wenig vom heutigen Marktbetrieb; lediglich Kleidermode, Transportmittel und Warenangebot haben sich verändert. Anstelle der am Ufer liegenden Transportschiffe und der abgestellten Karren und Fuhrwerke erfolgt nun seit Jahrzehnten der Transport von Waren mittels Liefer- und Lastwagen über die engen Gassen und die schmale Uferpromenade. Der Dienstagsmarkt wird seit über 750 Jahren abgehalten. Der älteste Marktbereich erstreckte sich von von der Reussbrücke über die Kramgasse Richtung Weinmarkt, den damaligen Fischmarkt.
Von Frühling bis Herbst erfolgen Ausfahrten für Gäste und Einheimische von den an schönster Stelle gelegenen Schiffländen an der Egg. Erfahrene Pontoniere zeigen das seit Jahrhunderten auf Flüssen und Seen ausgeübte Pontonierhandwerk mit den anspruchsvollen Ruder- und Stacheltechniken. Kürzere Fahrten - mit Sicht auf Altstadt, Kapellbrücke, Wasserturm, Jesuitenkirche - finden im ruhigeren Flussbereich ab den Schiffländen an der Egg bis zur Seebrücke statt. Auf einer Fläche von ca. 4000 m2 bietet dieser nur von Wasservögeln belebte Flussteil ideale Verhältnisse für idyllische Bootsfahrten. Der reizvolle Wochenmarkt „An der Egg“ würde zudem um einen Markt auf dem Wasser bereichert, der in der Schweiz einmalig sein dürfte. Markt und Stadt würden an Attraktion gewinnen, die Marktfläche würde vergrössert - ohne zusätzlichen Flächenbedarf auf der Uferpromenade. Die Nutzung der Boote für touristische Zwecke wäre ein weiterer Vorteil. Die an Boyen im Fluss verankerten oder am Leist aufgezogenen Weidlinge bereichern die Uferpartie mit der eindrücklichen Häuserfront und ihren typischen Arkaden. Siehe „Projekt Markt- und Fährboote"
„Luzern wird vielerorts mit positiven Emotionen und Werten identifiziert. Diese Wahrnehmung soll verstärkt werden.(…) Es besteht eine grosse Nachfrage für einzigartige, urbane, kulturelle und naturnahe Erlebnisse, wie sie die Destination Luzern zu bieten hat.“ (aus Touristikleitbild Kanton Luzern.)  Das ruhige Dahingleiten der Weidlinge auf dem Wasser, die Langsamkeit und Ruhe, die unmittelbare Nähe zum Wasser, das einmalige Erlebnis von Fahrten auf der Reuss, im Inseli-Kanal und zu idyllischen Uferpartien und Buchten im Luzerner Seebecken machen die Faszination einer Bootsfahrt aus….Wasserfahrten mit Weidlingen und Fährbooten ab der Schifflände an der Egg und dem Inseli: Kleine Route mit Weidlingen oder Fährbooten: An der Egg - Flussabschnitt Reuss - Inseli – An der Egg. Mittlere Routen mit elektrobetriebenen Fährbooten:  Inseli - Ufschötti – Tribschenhorn - Inseli. Grosse Routen: Inseli - Tribschenhorn - Meggenhorn - Seeburg – Inseli.
Wasserfahrten mit Weidlingen und Fährbooten ab der Schifflände "An der Egg" und dem "Inseli": Kleine Route mit Weidlingen oder Fährbooten: An der Egg - Flussabschnitt Reuss - Inseli – An der Egg. Mittlere Routen mit elektrobetriebenen Fährbooten: Inseli - Ufschötti – Tribschenhorn - Inseli. Grosse Routen: Inseli - Tribschenhorn - Meggenhorn - Seeburg – Inseli oder An der Egg -Trottlibucht – Meggenhorn – Tribschenhorn – Inseli. Siehe Projekt Fährboote.  Längerdauernde Ausfahrten im Seebecken würden mit Elektroantrieb ausgerüsteten Fährbooten (Solarbooten) erfolgen. Das Befahren der Reuss unterhalb der Seebrücke bedingt eine Sonderbewilligung des Justiz- und Sicherheitsdepartementes. Erfolgt diese, dürften mit Rücksicht auf die Sicherheit strenge Auflagen zu erwarten sein wie u.a. Verzicht auf Fahrten bei kritischem Pegelstand und starker Strömung. Schiffsverkehr nur in abgegrenztem Bereich. Fahrten nur durch ausgebildete Pontoniere/SchiffsführerInnen gestattet.
FÄHRBOOTE

An den flachen Uferpartien links und rechts des Rathaus-Steges wird ein direkt am Wasser verlaufender hölzerner Steg erstellt. Der Steg ist je nach Pegelstand von Reuss und See verstellbar. Er ermöglicht das längsseitige Anlegen oder die Anlandung der Weidlinge ans Ufer mit dem hochgezogenen Bug (Joch) voraus, wie dies an dem mit Blockverband befestigten flachen Ufer an der Egg zu früheren Zeiten erfolgte. Ausserhalb der Markttage dient der hölzerne Steg an der Egg Gästen und Einheimischen für den Aufenthalt direkt am Wasser der Reuss sowie für den Ein- und Ausstieg in die am Ufer vertäuten Boote. Am Schrägufer (ca. 25°) werden die Rundhölzer durch verstellbare Sitzroste aus Eichenholz ersetzt. Direkt am Wasser werden mehr und bequemere Sitzmöglichkeiten geschaffen. An Markttagen können die Sitzroste für die Warenauslage der Boote genutzt werden. Zwischen den bestehenden Ufertreppen am Rathausquai kann ein schmaler Schwimmsteg erstellt werden, der partiell den Gästen der am Quai liegenden Restaurants zusätzliche attraktive Sitzplätze direkt am Wasser bietet.
MARKTBOOTE

Der Verkauf bäuerlicher Produkte durch MarktfahrerInnen in ländlicher Tracht direkt ab den an der Egg vertäuten Booten erfolgt in der Sommerzeit bspw. einmal wöchentlich. Der Steg am befestigten Schrägufer erleichtert den Warenverkauf ab den Booten. An einzelnen Markttagen während der Sommerzeit wird die Fahrt der mit Waren beladenen Marktboote auf der Reuss und das Anlegen der Weidlinge an der Egg zum Ereignis für Touristen und Einheimische. Bis 1970 fuhr ein Marktnauen beladen mit landwirtschaftlichen Produkten von Weggis nach Luzern zu den Landebrücken am Bahnhofquai und von dort wurden die Waren mittels Handkarren zum Markt transportiert! Um die Engpässe der Anlieferung und des Abtransportes von Marktständen und Waren über die engen Strassen zu mindern, sind alternative Transporte über den Seeweg zu prüfen. Leistungsfähige Fährboote der bäuerlichen Produzenten würden bspw. von Küssnacht, Hertenstein, Weggis, Horw…direkt zum Markt am Wasser an der Egg und zum neuentstandenen Inselikanal fahren. Der Wochenmarkt würde um einen „Markt am Wasser“ bereichert, der in der Schweiz einmalig sein dürfte; Markt und Stadt würden dadurch deutlich an Attraktivität gewinnen.
Ein Weidling (urspr. Waidling) ist ein Flachbodenboot mit hochgezogener Bug- und Heckpartie, in der Regel ca. 9.00 m lang und ca. 1.50 m breit; die nutzbare Innenfläche liegt bei etwa 12 m2. In Österreich ist er unter dem Namen Zille bekannt. Dieser Bootstyp geht auf die Kelten zurück und ist mit rund 5000 Jahren wohl einer der ältesten Schiffsbautypen der Welt. Er wird heute meist aus Kunststoff gefertigt, wobei auch Ausführungen in Holz oder Leichtmetall existieren. Der Weidling wird traditionell im tiefen Wasser mit einem oder zwei Stehrudern und im flachen Uferbereich mit einem oder zwei sogenannten Stacheln flussaufwärts geschoben. An dafür geeigneten Ufern kann der Weidling auch vom Land aus gezogen werden, diesen Vorgang nennt man Treideln. Übersetz- oder Fährboote weisen eine grössere Breite und ein gerades Heck auf. Die Boote können auch mit einem Aussenbordmotor (bspw. Elektromotoren) versehen werden. Noch heute sind Weidlinge und Fährboote - vereinzelt auch mit Verdecken - insbesondere in der Schweiz an Flüssen und Seen verbreitet. Sie werden sowohl im Privatbereich als Freizeit- oder Vergnügungsboote, als auch, zu Übersetzbooten modifiziert, bei den Wasserfahrern (Pontonieren, Genietruppen) der schweizerischen Armee verwendet.
IDEEN FÜR EINE ATTRAKTIVE STADT AM WASSER 
Kurzinformation „Projekt Markt und Fährboote“ Konzept 2012 überarbeitet 2015 / arch-idee

„Luzern wird vielerorts mit positiven Emotionen und Werten identifiziert. Diese Wahrnehmung soll verstärkt werden.(…) Es besteht eine grosse Nachfrage für einzigartige, urbane, kulturelle und naturnahe Erlebnisse, wie sie die Destination Luzern zu bieten hat.“ Aus Touristikleitbild Kanton Luzern.

DER MARKT AM WASSER
Die Marktboote an der Egg - Das Kennzeichen der Stadt am Wasser

MarktUndFaehrboote Vogelschau2SZENARIO 1: Der Verkauf bäuerlicher Produkte durch MarktfahrerInnen in ländlicher Tracht direkt ab den an der Egg vertäuten Booten erfolgt in der Sommerzeit bspw. einmal wöchentlich. Der Steg am befestigten Schrägufer erleichtert den Warenverkauf ab den Booten.  An einzelnen Markttagen während der Sommerzeit wird die Fahrt der mit Waren beladenen Marktboote auf der  Reuss und das Anlegen der  Weidlinge an der Egg zum Ereignis für Gäste und Einheimische. Nicht nur um die Engpässe der Anlieferung und des Abtransportes von Marktständen und Waren über die engen Zufahrten und Uferstreifen zu mindern, sind alternative Transporte über den Seeweg zu prüfen. Leistungsfähige Marktboote der bäuerlichen Produzenten würden bspw. von Küssnacht, Hertenstein, Weggis, Horw…direkt zum Markt am Wasser an der Egg fahren. Der reizvolle Wochenmarkt  würde dadurch um einen Markt am Wasser bereichert, der in der Schweiz einmalig sein dürfte und den Bekanntheitsgrad von Luzern zusätzlich steigern würde. Mit Rücksicht auf die positiven Auswirkungen für die Stadt Luzern (Erhöhung der Attraktivität für Bewohner und Gäste) ist eine Förderung des alternativen Warentransportes über den Seeweg legitim. (Bis 1970 (!) fuhr ein Marktnauen beladen mit landwirtschaftlichen Produkten von Weggis nach Luzern zu den Landebrücken am Bahnhofquai und von dort wurden die Waren mittels Handkarren zum Markt transportiert.)

DER REIZ VON WASSERFAHRTEN
Die Schiffländen an der Egg und beim Inselikanal – Ausgangspunkt für Wasserfahrten mit Fährbooten zu idyllischen Ufern im Luzerner Seebecken.


MarktUndFaehrboote Visualisierung2SZENARIO 2: In Zusammenarbeit mit Kanton, Stadt, Luzern Tourismus, City-Vereinigung, ALI-Fond, Marktfahrer-Organisation, Pontonieren wird das vorliegende Konzept zur Machbarkeitsstudie weiterbearbeitet. Parallel dazu wird die Bildung einer Trägerschaft , Stiftung oder eines Vereins geprüft. Mit sozial ausgerichteten Institutionen sollen Möglichkeiten einer Übernahme des Projektes oder einer ev.  Zusammenarbeit geprüft werden. Die Idee ist,  junge Menschen zu Pontonieren auszubilden. Diese anforderungsreiche, nebenberufliche  Ausbildung kann für Schweizer BürgerInnen als vormilitärischer Kurs unentgeltlich absolviert werden. Ein Englischkurs und die Aneignung von guten Kenntnissen über die Stadt Luzern befähigen zudem, Gäste mit längerer Aufenthaltsdauer in Luzern während den Wasserfahrten über Geschichte und Sehenswürdigkeiten der Stadt Luzern zu informieren.

DIE MUSIK- UND THEATERSTADT AM WASSER – TEMPORÄRE KULTURELLE EREIGNISSE
Das Wasser dient als Quelle der Inspiration, der Flussraum als Konzertsaal, eine schwimmende Plattform als Bühne. Uferpromenaden, Brücken und Steg bilden den Zuschauerraum.

SeepianistSZENARIO 3:  Anregungen bieten Anlässe in anderen Städten wie bspw. das „Kultur-Floss“ in Basel (www.imfluss.ch) oder das Projekt „See-Pianist“ am Bodensee. (www.stadt-als-buehne.ch)  Foto: Marcel Stieger, „See-Pianist“,  Szenenhafte Eingriffe in einen Stadtkörper. Ein Projekt von Mark Riklin und Selina Ingold. Zwei Wochen lang spielte der Musiker Roman Rutishauser auf einem Fügel zu Wasser. Ohne festes Programm, ohne feste Spielzeiten. Die Fortsetzung des Projektes erfolgte auf dem Zürichsee bei Lachen.

Anmerkungen: Je nach Anstauung des Wassers beim Nadelwehr weist die Reuss zwischen See- und Reussbrücke mehrheitlich nur schwache Strömung auf. Der Pegelstand variiert je nach Jahreszeit bis zu 70 cm; bei eher seltenem Hochwasser bis zu 1.40 m. Dieser im Vergleich zur Reuss unterhalb des Wehrs eher ruhige Flussabschnitt wird von einer Vielzahl von Wasservögeln belebt. Oberhalb des Nadelwehres queren vier Brücken die Reuss und schaffen so unterschiedlich erlebbare Flussräume. Diese sind umsäumt von Bauten, stark begangenen Flusspromenaden mit Kastanienalleen und Plätzen an den Ufern sowie massiven Brücken, einem filigranen Steg und der diagonal über die Reuss führenden gedeckten Holzbrücke, dem eigentlichen Wahrzeichen von Luzern. Von Brücken, Stegen und  Uferanlagen eröffnet sich dem Betrachter die prächtige Sicht auf Reuss, Stadt, See und Berge. In dieses Bild fügen sich die ruhig über die Wasserfläche der Reuss gleitenden Weidlinge. Das Befahren der Reuss unterhalb der Seebrücke bedingt jedoch eine Sonderbewilligung des Justiz- und Sicherheitsdepartementes. Unter der Voraussetzung einer entsprechenden Bewilligung dürften mit Rücksicht auf die Sicherheit strenge Auflagen zu erwarten sein wie u.a. Verzicht auf  Fahrten bei kritischem Pegelstand und starker Strömung, Schiffsverkehr nur in abgegrenztem Bereich,  Fahrten nur durch ausgebildete Pontoniere / SchiffsführerInnen gestattet.